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Der Mann der weint

DER MANN, DER WEINT

Einsam
Wie ein streunender Hund
Vom Neste befreit
Der freie Vogel
Im Jammertal des Vergessenen
Eingeschlossen
Lebt er;

Wo ist sein Platz am gedeckten Tisch?
Wo das Erbarmen
mit dem von der Härte des Lebens
Gepeinigten?
Wer wartet auf ihn
wenn sein Weg ihn hinausführt
in die Ungewißheit des Lebens?

Sein Auge füllt sich;
Es gibt ihm die Wahrheit.
Die Antwort sammelt
Sich in den Winkeln
Und
Gleichsam erlösend
Fällt Tropfen für Tropfen
Die Schwere,
Bilden sich Rinnsale
Die
Finden die salzige Spur
Hin über die Wange
Zum Ohr, die Lippen
Benetzend
Das Hemd.

Oh, welch Erlösung!
Und welch verbotener Reichtum
Im Leben des Mannes
Der weint!

© 1986 Gottfried Schenk