DER MANN, DER WEINT
Einsam Wie ein streunender Hund Vom Neste befreit Der freie Vogel Im Jammertal des
Vergessenen Eingeschlossen Lebt er;
Wo ist sein Platz am gedeckten Tisch? Wo das Erbarmen mit dem von der Härte des
Lebens Gepeinigten? Wer wartet auf ihn wenn sein Weg ihn hinausführt in die Ungewißheit des Lebens?
Sein Auge füllt sich; Es gibt ihm die Wahrheit. Die Antwort sammelt Sich in den
Winkeln Und Gleichsam erlösend Fällt Tropfen für Tropfen Die Schwere, Bilden sich Rinnsale Die Finden die salzige Spur Hin über die Wange Zum Ohr, die Lippen Benetzend Das
Hemd.
Oh, welch Erlösung! Und welch verbotener Reichtum Im Leben des Mannes Der weint!
© 1986 Gottfried Schenk
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